Buch Sieglinde Klettenhammer,Erika Wimmer-Webhofer "Aufbruch in die Moderne"

Ausgerechnet in Innsbruck, laut brieflich kundgetaner Meinung Georg Trakls, der 'brutalsten und gemeinsten Stadt', die auf 'dieser beladenen u. verfluchten Welt existiert', erschien - wie nicht allein Karl Kraus dachte und bekannte - die 'einzige ehrliche Revue Österreichs'. Die anno 1910 von Ludwig von Ficker gegründete und jahrzehntelang herausgegebene Kulturzeitschrift 'Der Brenner' stellt in der Mischung aus Tiroler Bodenständigkeit und zuweilen geradezu avantgardistischer Offenheit tatsächlich ein Unikum dar. Otto Weiningers leicht abstruse Thesen wurden darin ebenso diskutiert wie die Philosophie des Ostens, Kierkegaard kam hier nicht minder zu Wort als Theodor Haecker oder Carl Dallago, Trakl oder die Lasker-Schüler. Rechtens wählten daher die Verantwortlichen einer repräsentativen Auswahl von Beiträgen der Jahrgänge 1910 bis 1915 den programmatischen Titel 'Aufbruch in die Moderne'. Ihrer Arbeit verdanken wir eine sorgfältig zusammengestellte und - dank dem prächtigen Bildteil - obendrein opulente Anthologie, die auch die fragwürdigen Seiten des 'Brenner' nicht ausspart.