Eine Frau erhält einen anonymen Anruf. Der Anrufer behauptet, in einer Telephonzelle zu sein und ihren Exmann Harry in seiner Gewalt zu haben. Offenbar bedroht er ihn mit einer Pistole; die Frau vermeint auch Harrys Schreie zu hören, wenn der Unbekannte ihn brutal schlägt. Doch was kann sie tun, um Harrys Leben zu retten? Was will der Anrufer von ihr? Es scheint ihm ein sadistisches Vergnügen zu bereiten, sie im unklaren zu lassen. Er beschimpft sie wüst und lobt sie gleich darauf für ihre Tapferkeit, er tut, als gelte es ein Unglück gemeinsam durchzustehen, und schwelgt gleichzeitig im Gefühl der absoluten Macht. Die Frau überlegt fieberhaft, wie sie die Polizei benachrichtigen könnte, ohne daß ihr Peiniger es merkt. Gelingt es ihr, den Anruf unauffällig auf das Schnurlostelefon umzulegen, um mobiler zu sein? Kann sie so einen Nachbarn verständigen? Sie verfängt sich in dem Netz aus Angst, Hoffnung, Enttäuschung und Spekulation, das dieser Mann auslegt, und versinkt immer mehr in der Ausweglosigkeit ihrer Situation.
Ein Meisterwerk von Michael Köhlmeier: Höchste Spannung fesselt den Leser in diesem blendend erzählten Alptraum, der auf einer wahren Geschichte beruht.
Michael Köhlmeier, 1949 in Hard am Bodensee geboren, lebt in Hohenems/Vorarlberg und Wien. Bei Hanser erschienen die Romane Abendland (2007), Madalyn (2010), Die Abenteuer des Joel Spazierer (2013), Spielplatz der Helden (2014, Erstausgabe 1988), Zwei Herren am Strand (2014), Das Mädchen mit dem Fingerhut (2016), Bruder und Schwester Lenobel (2018) und zuletzt Matou (2021), außerdem die Gedichtbände Der Liebhaber bald nach dem Frühstück (Edition Lyrik Kabinett, 2012) und Ein Vorbild für die Tiere (Gedichte, 2017) sowie die Novelle Der Mann, der Verlorenes wiederfindet (2017) und Die Märchen (mit Bildern von Nikolaus Heidelbach, 2019). Michael Köhlmeier wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. 2017 mit dem Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung sowie dem Marie Luise Kaschnitz-Preis für sein Gesamtwerk und 2019 mit dem Ferdinand-Berger-Preis.