In kühner Lapidarschrift benennt der Titel, den Imre Kertesz dieser Sammlung seiner Essays gab, die Paradoxien seines Lebens und Schreibens. 1929 in Budapest geboren, 1944 nach Auschwitz deportiert, 1945 in Buchenwald befreit und nach der Rückkehr über vier Jahrzehnte den Schrecken eines anderen Totalitarismus ausgesetzt, hat dieser Autor in fast völliger Zurückgezogenheit nicht allein ein literarisches Werk von Weltgeltung vollbracht, er ist darüber hinaus zu einem der bedeutendsten Interpreten des Holocaust geworden. In Texten von beispielloser, schwer erträglicher Radikalität macht er einem Jahrhundert den Prozess, das ihm "als ununterbrochen diensttuendes Erschießungskommando" entgegentrat.
Kristin Schwamm, geboren 1953 in Altenburg, 1984-1989 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Göttingen, seit 1989 freiberufliche Übersetzerin aus dem Ungarischen (Imre Kertész).
Christina Viragh, geboren 1953 in Budapest, wuchs in der Schweiz auf und lebt heute als Autorin und Übersetzerin in Rom. Sie ist korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und Übersetzerin von Péter Nádas, Sándor Márai, Imre Kértesz, Henri Alain-Fournier und anderen. 2012 gewann sie den Preis der Leipziger Buchmesse in der Rubrik "Übersetzungen", den Europäischen Übersetzerpreis und, zusammen, mit Péter Nádas, den Brücke-Berlin-Preis.
Imre Kertész, 1929 in Budapest geboren, wurde 1944 als 14-Jähriger nach Auschwitz und Buchenwald deportiert. In seinem "Roman eines Schicksallosen" hat er diese Erfahrung auf außergewöhnliche Weise verarbeitet. Das Buch erschien zuerst 1975 in Ungarn, wo er während der sozialistischen Ära jedoch Außenseiter blieb und vor allem von Übersetzungen lebte (u.a. Nietzsche, Hofmannsthal, Schnitzler, Freud, Joseph Roth, Wittgenstein, Canetti). Erst nach der europäischen Wende gelangte er zu weltweitem Ruhm, 2002 erhielt er den Literaturnobelpreis. Seitdem lebte Imre Kertész überwiegend in Berlin und kehrte erst 2012, schwer erkrankt, nach Budapest zurück, wo er 2016 starb.