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Die Kinder aus Bullerbü - Astrid Lindgren
Astrid Lindgren
Ständig bekomme ich Briefe von Kindern, die eindringlich um Aufklärung bitten: Gibt es Bullerbü? Wenn es nämlich so ist, so wollen sie dorthin ziehen, und zwar sofort.
Es ist schwer, auf solche Briefe zu antworten denn das, was die kleinen Briefschreiber erwarten, sind drei Bauernhöfe, die in einer Reihe stehen, und die sechs Bullerbü-Kinder, die durch Fenster ein- und aussteigen und die mit ihnen spielen wollen. Sie werden traurig sein, wenn ich ihnen erzähle, daß es in Bullerbü nur noch ein rotes Haus fit, das einige hundert Jahre alt ist, das Haus nämlich, in dem meine Geschwister und ich geboren wurden, und einen alten Baum, der auch einige Hundert Jahre alt ist. Ich bin im Pferdezeitalter geboren und durfte zum Weihnachtsfestessen mit dem Schlitten fahren, genau auf die gleiche Art wie die Kinder aus Bullerbü. Lisa aus Bullerbü zeit ein Lämmchen mit der Babyflasche auf; das tat auch ich. Lasse aus Bullerbü fängt Ratten um Schweinestall, um sich eine eigene Rattenfarm anzulegen, aber leider rücken diese in der Nacht aus, und s wird nichts aus der ganzen Rattenfarm. Genauso erging es meinem Bruder, und genauso, wie Bosse ein Hühnerei in den Eulenbaum legt, bekam mein Bruder ein Küken, das von einer Eule ausgebrütet worden war. Denn fast alle meine Bücher spielen sich zu Haus auf Näs ab, so heißt der Hof, der mein Zuhause in der Kindheit war.
Nun gibt es dort, wie gesagt, nur noch ein altes Haus und einen morschen alten Baum. Aber de Erinnerung an meine Kindheit in Bullerbü trage ich in mir wie etwas Unzerbrechliches in der Seele, solange ich Lebe.